Raumlufttechnische Anlagen (RLT-Anlagen) spielen in modernen Gebäuden eine zentrale Rolle für das Wohlbefinden der Nutzerinnen und Nutzer sowie für die Funktionsfähigkeit des Gebäudes selbst. Sie sorgen für einen kontinuierlichen Luftaustausch, filtern Schadstoffe und Partikel aus der Außenluft, regeln Temperatur und Luftfeuchtigkeit und tragen damit wesentlich zu einem gesunden, behaglichen und energieeffizienten Raumklima bei.
Die Bedeutung der RLT-Anlagen hat in den letzten Jahren weiter zugenommen. Gründe dafür sind einerseits höhere Anforderungen an die Innenraumluftqualität. Insbesondere in Schulen, Bürogebäuden, Krankenhäusern oder Laboren und andererseits der Druck, Energieverbrauch und CO₂-Emissionen von Gebäuden deutlich zu senken. Durch den Einsatz moderner Technologien wie Wärmerückgewinnung, effizienter Ventilatoren oder bedarfsgerechter Regelungen können RLT-Anlagen erheblich zur Reduzierung des Energiebedarfs beitragen.
Klassische RLT Anlage mit je 2 Lüftungskanälen und Jalousieklappen an den Seiten, Anschlüsse für die Heizung, Fühlern, Reparaturschaltern und den geschlossenen Kammern für die Filter und Motoren.
Bauteile und Luftstrom einer klassischen RLT Anlage, identisch zu den Kanälen und Kammern im Bild oben
Welche Luft ist wofür und geht wohin?
1. Außenluft (grüne Leitung)
- Außenluft: Luft wird von außen angesaugt.
- Jalousieklappe: Dient zum Regulieren (Umluftbetrieb) oder Absperren (ausgeschaltete Anlage) des Luftstroms.
- Filter: Entfernt Staub, Pollen und andere Partikel aus der Außenluft.
- Lüfterrad mit Motor: Sorgt für den Transport der Luft durch die Anlage.
2. Wärmerückgewinnung WRG (Kreuzstrom-Wärmetauscher)
- Überträgt Wärmeenergie von der warmen Abluft auf die kalte Außenluft (im Winter) oder umgekehrt (im Sommer).
- Spart Heiz- oder Kühlenergie.
- Die Zuluft (blaue Leitung) wird hier schon vorgewärmt oder vorgekühlt
- Weiter WRG möglichkeiten:
- Umluftbetrieb
- Rotationswärmetauscher (Wäremrad)
- Wärmetauscher mit Pumpe
- Wärmepumpe
3. Zuluft (blaue Leitung)
- Nach der Wärmerückgewinnung wird die Luft weiter behandelt:
- Filter (optional): Reinigt die Zuluft und damit die Raumluft noch feiner.
- Wärmetauscher (Heizen/Kühlen): Erwärmt oder kühlt die Luft auf die gewünschte Raumtemperatur.
- Regelung Temperatur: Steuert die Energiezufuhr (Heiz- oder Kühlventil).
- Danach strömt die Luft als Zuluft in die Räume.
4. Abluft (gelbe Leitung)
- Abluft: "Verbrauchte oder verunreinigte" Raumluft wird aus den Räumen abgesaugt.
- Filter: Reinigt die Abluft (z. B. gegen Staub oder Fettpartikel aus Raumluft).
- Sensor für Druck/Temperatur/Feuchte: Misst die Qualität der Abluft und gibt Signale zur Regelung.
- In aller Regel finden sich weitere Temperaturfühler in der Außenluft, vor und nach dem WRG und an den Wärmetauschern.
- Jalousieklappe (Bypass) die Abluft umgeht den Wärmerückgewinner (z. B. bei Nachtkühlung).
5. Fortluft (violette Leitung)
- Nach dem Wärmerückgewinner wird die Abluft über ein Lüfterrad mit Motor nach außen transportiert.
- Jalousieklappe: Dient zum Regulieren (Umluftbetrieb) oder Absperren (bei ausgeschalteter Anlage) des Luftstroms.
- Schließlich wird die Luft als Fortluft nach draußen abgeführt.
Was machen welche Bauteile?
Die Jalousieklappe dient dazu, den Luftdurchsatz in Lüftungskanälen oder -Geräten zu regeln oder abzusperren. Sie besteht aus mehreren verstellbaren Lamellen (ähnlich einer Jalousie), die sich gemeinsam öffnen oder schließen.
- Typische Einsatzbereiche
- Zuluft- und Abluftkanäle:
- Regelung der Luftmenge für bestimmte Bereiche oder Räume.
- Anpassung des Volumenstroms je nach Bedarf oder Betriebszustand.
- Verhindert Rückströmungen
- Außen- und Fortluftöffnungen:
- Verhindern von ungewolltem Luftaustausch, wenn die Anlage ausgeschaltet ist.
- Schutz vor Wind oder Witterungseinflüssen.
- Öffnet bei Betrieb, schließt bei Anlagenstillstand → verhindert Kälte- oder Wärmeeintrag und ungewollte Luftströmung
- Mischluftkammern:
- Steuerung des Verhältnisses von Außenluft und Umluft (z. B. zur Energieeinsparung).
- Betriebsarten:
- Handbetätigt: per Handhebel oder Stellrad (selten in größeren Anlagen).
- Motorisch betrieben: über einen Stellantrieb, gesteuert durch die MSR-Technik (Mess-, Steuer- und Regeltechnik).
- Federrückläufer AUF/ZU
- 3 Punkt Regelung AUF/ZU/STOP
- Stetig Regelung 0-100% regelnd
🧯 Hinweis: Abgrenzung zur Brandschutzklappe
Eine Jalousieklappe ist keine Brandschutzklappe→ Sie dient der Regelung des Luftstroms, nicht dem Brandschutz. (Brandschutzklappen schließen bei Feuer automatisch durch Schmelzsicherung oder elektrische Auslösung.)
Ein Luftfilter hat die Aufgabe, Schadstoffe, Staub, Pollen und andere Partikel aus der Luft zu entfernen, aus der Luft zu entfernen. Der Fiter schütz damit die Anlage selbst vor Verschmutzung und defekten, sorgt aber auch dafür das saubere und hygienische in die Räume gelangt. Deshalb finden sich sich Filter nicht nur in der Zuluft sondern auch in der Außen - und Forluft.
- Aufgabe der Filter:
- Schutz für die Menschen: Der Filter entfernt Staub, Pollen, Ruß, Schimmelsporen und andere Partikel aus der Außenluft, sodass saubere und hygienische Zuluft in die Räume gelangt. Das verbessert die Luftqualität und schützt die Gesundheit.
- Schutz der Anlage: Der Filter verhindert, dass Schmutz in Wärmetauscher, Ventilatoren oder Leitungen gelangt. Dadurch wird der Verschleiß verringert und die Lebensdauer der Anlage verlängert.
- Für die Energieeffizienz: Ein sauberer Filter sorgt dafür, dass die Luft mit möglichst geringem Widerstand durch die Anlage strömt. So wird weniger Energie für die Ventilatoren benötig.
- Typische Filterstufen in einer RLT:
- Vorfilter oder Grobfilter (z. B. Grobfilter, ISO Coarse >45%) das bedeutet, dass der Filter mindestens 45 % der groben Partikel (≥10 Mikro- meter) aus der Luft entfernt, er filterst also grobe Partikel wie Staub, Blätter, Insekten.
- Feinfilter (z. B. ePM1, ePM2,5 nach ISO 16890), PM1 ist eine Filterklasse gemäß ISO 16890 für die Abscheidung von ultrafeinen Partikeln unter 1 Mikrometer, während ePM2,5 eine Filterklasse ist, die Partikel unter 2,5 Mikrometer abscheidet und somit für eine breitere Anwendung genutzt wird. ePM1 stellt somit die höhere Reinheitsstufe dar, die für Anwendungen wie Allergikerschutz oder spezielle technische Prozesse benötigt wird, wohingegen ePM2,5 eine Mittlerklasse für eine allgemeine Feinstaubfiltration darstellt. → entfernt Feinstaub, Pollen, Schimmelsporen.
- Optional: Aktivkohlefilter → gegen Gerüche und gasförmige Schadstoffe.
- Optional: Schwebstofffilter (HEPA) → für besonders hohe Reinheitsanforderungen (z. B. Reinräume, OPs).
- Filter werden nach der Enddruckdifferenz getauscht:
- Dieser Wert liegt bei 200 Pascal und ist in der EN13053 geregelt.
- Die Werte aus der EN13053 müssen auch bei Überwachung des Differenzdrucks eingestellt
- Werden diese Werte nicht eingehalten kommt es zu
- Komponenten verschleißen schneller, es wird mehr Energie benötigt, Luftmenge, Luftqualität und Lufttemperatur stimmen nicht mehr, zu höhere Geräuschentwicklung
Das Heizregister und das Kühlregister dienen dazu, die Zulufttemperatur und teilweise auch die Luftfeuchtigkeit zu regeln. Damit wird ein angenehmes und konstantes Raumklima geschaffen – unabhängig von den äußeren Wetterbedingungen.
Das Heizregister sorgt für die Erwärmung der Zuluft.
- Im Winter oder bei niedrigen Außentemperaturen wird die kalte Außenluft durch das Heizregister erwärmt und so an die Raumtemperatur angepasst.
- Im Register fließt ein Wärmeträgermedium oder es sind elektrische Heizelemente verbaut, das die Wärme an die Luft abgibt.
- Dadurch steigt die Lufttemperatur auf den gewünschten Wert, bevor sie über die Kanäle in die Räume gelangt.
- Frostschutz oder Auskühlschutz.
Das Kühlregister dient zur Abkühlung und Entfeuchtung der Zuluft.
- Im Sommerbetrieb oder bei hoher Raumwärmelast wird warme Außen- oder Umluft über das Kühlregister geführt.
- Im Register fließt ein Kältemedium (z. B. Kaltwasser oder ein direkt verdampfendes Kältemittel), das der Luft Wärme entzieht.
- Dabei kann die Lufttemperatur deutlich gesenkt werden; überschüssige Feuchtigkeit kondensiert an den Lamellen und wird abgeführt.
Ein Ventilator auch Lüfter genannt hat die zentrale Aufgabe, Luft in Bewegung zu setzen und so den kontrollierten Luftaustausch in Gebäuden zu ermöglichen. Er ist im Grunde das „Herz“ der Anlage, denn ohne ihn würde die Luft unbewegt in den Kanälen stehen bleiben.
Der Lüfter übernimmt dabei mehrere wichtige Funktionen:
- Luftförderung, Der Lüfter saugt Luft an und (drückt) transportiert sie durch die Luftkanäle.
- Druckaufbau, Beim Transport der Luft stößt die Anlage auf verschiedene Widerstände, etwa durch Filter, Wärmetauscher, Kanäle oder Lüftungsgitter. Der Lüfter baut den notwendigen Druck (Pressung) auf, damit die Luft diese Hindernisse überwindet und auch in weiter entfernte Räume genug Luft gelangt.
- Unterschiedliche Bauarten
Je nach Anwendungsfall kommen verschiedene Lüftertypen zum Einsatz:- Axialventilator.
- Diagonalventilator.
- Radial-/Zentrifugalventilator.
- Tangential- oder Querstromventilatoren.
- Elektrische Antriebsarten von Lüftern
Der Lüfter wird in der Regel durch einen Elektromotor angetrieben. Dabei gibt es verschiedene Antriebsarten:- AC-Motoren (Wechselstrommotoren)
- EC-Motoren (Electronically Commutated)
- DC-Motoren (Gleichstrommotoren)
- Frequenzgeregelte Drehstrommotoren
Und wie sieht die Zukunft der RLT Anlagen aus?
Die Zukunft der Raumlufttechnischen Anlagen (RLT-Anlagen) ist von Energieeffizienz, Digitalisierung und Nachhaltigkeit geprägt. Künftig werden Anlagen bedarfsgerecht gesteuert und nur so viel Luft und Energie bereitstellen, wie tatsächlich nötig ist. Sensoren erfassen CO₂, Feuchte und Luftqualität, während Wärmerückgewinnung und natürliche Kältemittel den Energieverbrauch weiter senken.
Durch die Digitalisierung werden RLT-Anlagen zu intelligenten Systemen. Über das Internet der Dinge vernetzt, liefern sie Daten in Echtzeit, die eine automatische Optimierung und vorausschauende Wartung ermöglichen. Künstliche Intelligenz wird eingesetzt, um den Betrieb kontinuierlich an Nutzung und Umweltbedingungen anzupassen.
Gesunde Raumluft gewinnt weiter an Bedeutung. Hochwertige Filter, UV-C-Desinfektion und zonenweise Steuerung sorgen für Hygiene und Komfort. Zudem werden RLT-Anlagen immer stärker in ganzheitliche Gebäudetechnik integriert und mit Photovoltaik, Wärmepumpen oder Speichern kombiniert, um Energieflüsse zu optimieren.
Insgesamt entwickeln sich RLT-Anlagen von klassischen Lüftungssystemen zu vernetzten, lernfähigen Klimasystemen, die Energie sparen, Gesundheit fördern und den Gebäudebetrieb nachhaltiger gestalten.