In elektrischen Motoren mit 230 Volt für Lüfter, Pumpen, oder Antrieben übernehmen Betriebs- und Anlaufkondensatoren eine entscheidende Rolle für das Anlaufmoment und die Phasenverschiebung des Motors. Fällt der Kondensator aus, zeigt sich das meist sofort: Der Motor startet nicht, brummt nur oder verliert deutlich an Leistung. Ein typischer Hinweis auf einen Defekt ist ein aufgeblähtes oder gar explodiertes Gehäuse – ein unübersehbares Zeichen, dass der Kondensator, die Elektrik oder die Wicklung des Motors zerstört wurde. Um so wichtiger ist es, den Kondensator als Fehlerquelle auszuschließen, die geht über das messen mit einem Multimeter ganz einfach.
1) Sicherheit
- Stromlos schalten: Netzstecker ziehen oder Sicherung/FI ausschalten und gegen Wiedereinschalten sichern.
- Spannungsfreiheit prüfen: Mit einem zweipoligen Spannungsprüfer kontrollieren.
- Kondensator entladen: Die meisten Kondensatoren entladen sich beim Ausschalten des Motors nach kurzer Zeit selbstständig. Wenn nicht, die beiden Anschlüsse über einen Widerstand (z. B. 2–10 kΩ, ≥2 W) für 5 Sekunden kurzschließen. Nicht direkt mit dem Schraubendreher kurzschließen – Funken/Schäden möglich.
Kondensator an einem 230 Volt WC Ablüfter
2) Typische Symptome eines defekten Motorkondensators
- Motor brummt
- Läuft schwer oder gar nicht an
- Deutlich geringere Drehzahl
- Motor wird heiß, evtl. löst Thermoschutz aus
- Sichtbare Schäden am Kondensator: gewölbt, gerissen, ausgelaufen
Schaltplan in einem Verteilerkasten, C ist der Kondensator
3) Vorbereitung am Gerät
- Mindestens einen Anschluss des Kondensators abklemmen (besser beide), damit du außerhalb der Schaltung messen kannst.
- Anschlüsse/Leitungsfarben dokumentieren.
Mindestens eine Ader abgeklemmt, besser beide
4) Prüfen
- Multimeter auf Kapazität µF stellen.
- Prüfspitzen an die beiden Kondensatoranschlüsse.
- Den angezeigten Wert mit dem Sollwert auf dem Gehäuse vergleichen.
Bewertung:
- Innerhalb der Toleranz (typ. ±5–10 %): → OK.
- Abweichung >10 % (oder Herstellerangabe überschritten): → Tausch.
- Anzeige 0 µF oder sehr niedriger Wert: → Tausch.
- Starke Instabilität des Messwerts: → Tausch.
Beide Messpitzen mit viel Druck auf den Klemmen halten
5) Austausch – so machst du’s richtig
- Gleicher µF-Wert wie bei eingebauten Kondensator (zwingend).
- Gleiche oder höhere Spannungsfestigkeit (z. B. 450 VAC statt 250 VAC ist ok; umgekehrt nicht).
- Motorkondensator (Betriebskondensator): metallisiertes Polypropylen, nicht polarisiert; keine Elektrolyt-/Audio-/DC-Kondensatoren verwenden.
- Temperaturklasse beachten (z. B. 70/85/100 °C).
- Nach Montage: Leitungen befestigen und Kondensator mechanisch sicher befestigt (Vibration!).
8) Häufige Fehlerquellen
- Im eingebauten Zustand messen ohne Abklemmen → verfälschte Werte.
- Kondensator nicht entladen.
- Falscher Kondensatortyp, falsche Kapazität.
- Schlechter Kontakt zwischen Messspitzen und Klemmen.
Mini-Checkliste mit Häkchen zum Abhaken ✅
i.O. ✅ | n.i.O. ❌ | Prüfschritt / Kontrolle | Bemerkung |
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☐ | ☐ | Stromlos & spannungsfrei | |
☐ | ☐ | Kondensator entladen | |
☐ | ☐ | Sichtprüfung bestanden? | |
☐ | ☐ | Anschlussfoto / Skizze | |
☐ | ☐ | Mind. ein Leiter abgeklemmt | |
☐ | ☐ | µF gemessen & bewertet | |
☐ | ☐ | Korrekt ersetzt (µF / Spannung / Typ) | |
☐ | ☐ | Probelauf: Temperatur, Drehzahl und Geräusch geprüft |